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Fatal für Frauen. Kommentar zum Lagebericht Türkei Juli 2001  
 

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Als Reaktion auf die Aufdeckung der Praxis sexueller Folter durch einzelne Betroffene und Unterstützerinnen auf einem Kongreß gegen sexuelle Folter, der im Juni 2000 in Istanbul stattfand, sind 18 Frauen und ein Mann wegen der "Verunglimpfung des Staates und seiner Organe" angeklagt.

Dieses noch andauernde Strafverfahren zeigt, dass empfindlich auf den Versuch der Aufdeckung und Enttabuisierung sexueller Folter sowie die Forderung nach Strafverfolgung der staatlichen Täter reagiert wird.

Weitere Verfahren gegen Betroffene und ihre Anwältinnen vom Frauenrechtsbüro in Istanbul (unter ihnen Eren Keskin und Fatma Karakas) nach Aufdeckung sexueller Folter und Anzeigenerstattung gegen die Folterer sind z.T. vor den Staatssicherheitsgerichten der Türkei anhängig. Hierüber liegen ausführliche Dokumentationen unseres Berliner Büros vor.

Der Lagebericht erwähnt diese Kriminalisierungspraxis des türkischen Staates mit keinem Wort. Auch staatliche Repressionen tatsächlicher Art (erneute Übergriffe und Folter bis hin zu Vergewaltigungen) als Reaktion auf die Anzeigenerstattung betroffener Frauen gegen ihre Folterer, die nicht nur vom Istanbuler Frauenrechtsbüro sondern auch von amnesty international umfassend dokumentiert wurden, finden keine Erwähnung, obwohl sie unseres Wissens nach dem Auswärtigen Amt bekannt sind.

Die in letzter Zeit angeblich gehäuft auftretenden Selbstmorde von Frauen aus den kurdischen Gebieten werden in der Analyse des Auswärtigen Amtes allein als Ausdruck mangelnder Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen aufgrund der patriarchalen Familien- und Gesellschaftsstruktur (arrangierte Hochzeiten etc.) verstanden (S. 30). Diese Analyse erinnert an die Darstellung der Selbstmorde in den türkischen Medien. Nach uns vorliegenden Informationen verschiedener Organisationen aus der Türkei (u.a. Frauenkulturzentrum "Dicle", Istanbul; Frauenzeitschrift "Pazartesi"; Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Egtim-Sen, Sektion Diyarbakir; Untersuchungen der Diyarbakirer Universität Dicle sowie der Anwaltskammer Batman) und der BRD (Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.), der in der Türkei als Buch veröffentlichen Analyse "Batman`da Kadinlar Ölüyor" von Müjgan Halis sowie Briefen Betroffener an unser Büro sind die Gründe für die Selbstmorde sehr viel vielschichtiger.

 
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